Meine Erfahrung mit Performance und Support:
Viele Jahre habe ich einige private Websites auf dem Familien- und Bekanntenkreis auf einen Strato vServer gehostet. Einige Produktgenerationen habe ich mitgemacht, angefangen hatte alles mit einen ganz kleinen vServer für damals glaube ich 9,99 Euro. Für neuere Features, meist mehr RAM oder Festplattenplatz, der doch irgendwann knapp wurde, musste man leider immer ein Upgrade durchführen lassen, da ein Umzug auf einen neue Produktlinie angeblich „aus technischen“ Gründen nicht möglich sein.
Über die Jahre hatte ich dann einen vServer der damaligen Produktlinie „Level 4“ da stehen, den ich eigentlich nie ausgenutzt habe – ausser das mir die 100 GB Festplattenplatz des vorher gebuchten Paketes zu wenig wurden. So wechselte ich im Februar diesen Jahres zu Netcup. Zuerst war ich Skeptisch, mehr Festplattenkapazität, mehr vCores, mehr garantierter RAM, und für 15,99 Euro statt 29,95 Euro. Zu den Schritt ein nochmals preiswerteres Produkt zu wählen, konnte ich mich nicht durchringen.
Mit netcup bin ich sehr zu frieden; VNC Konsole und ein deutlich besser vServer Control Panel vielen sofort in’s Auge. Doch netcup hat einen entschiedenen Nachteil: Snapshots werden auf dem Volume gespeichert, auf dem auch der Server betrieben wird. Kurz: Kommt es hier im RAID Verband zu einen Datenverlust, sind auch alle Snapshots weg. Also musste eine andere Backuplösung her; zumindest für die Homeverzeichnisse inkl. Mails sowie die SQL Datenbanken. Alles andere ändert sich ja nicht so schnell.
Kürzlich wurde die Produktlinie von Strato angepasst. Ich buchte den kleinsten Server bei denen, teste ihn. Schnell stellte sich die Ernüchterung ein. Zwar lief der vServer auf einer aktuellen Xeon Plattform, doch das die Performance nicht astrein ist, stellte man sogar auf der Konsole fest. Kurze zeit, die ich das medit-blog.de dort gehostet hatte viel mir extrem lange Latenzen vom apache auf. Knapp 40 Sekunden vergingen von der ersten Anfrage bis der Browser die Seite gerendert hat. Unterirdisch ! Bei netcup waren es 5-7 Sekunden für den ersten, 2-3 Sekunden für jeden weiteren Aufruf.
Ich ging auf die Suche, wieso die Unterschiede so drastisch waren. Dabei viel auf: Von den 2 vCores standen mir laut einen „cat /proc/cpuinfo“ nur 560 MHz je Core zur Verfügung; es war kein „normales“ Stepping, denn auch unter Last taktete die CPU nicht hoch. Sysbench brachte anfänglich eine Festplattenperformance von 8-14 Megabyte/s, die Abends gerne auf 2-3 MegaByte/s abgefallen ist.
Vergleich Strato vs. NetCup:
Strato HDD:
Operations performed: 150000 Read, 100000 Write, 319950 Other = 569950 TotalRead 2.2888Gb Written 1.5259Gb Total transferred 3.8147Gb (13.021Mb/sec) 833.33 Requests/sec executed
NetCup HDD:
Operations performed: 547200 Read, 364800 Write, 1167263 Other = 2079263 TotalRead 8.3496Gb Written 5.5664Gb Total transferred 13.916Gb (47.5Mb/sec) 3040.00 Requests/sec executed
Stato CPU:
Test execution summary:
total time: 7.9520s
total number of events: 10000
total time taken by event execution: 7.9419
per-request statistics:
min: 0.32ms
avg: 0.79ms
max: 61.35ms
approx. 95 percentile: 0.32ms
NetCup CPU:
Test execution summary:
total time: 1.5821s
total number of events: 10000
total time taken by event execution: 1.5790
per-request statistics:
min: 0.08ms
avg: 0.16ms
max: 0.32ms
approx. 95 percentile: 0.17ms
Alles in allen um Faktor 3-5 langsamer als ein 6 Euro teureres Produkt bei Netcup.
Strato Support – das Dicke ende:
Alles in allen sicherlich zu verkraften. Durch das „mem_cache“ Modul beim apache2, ein Caching-Plugin in WordPress sowie hier und da ein paar kleine Tweaks konnte ich immerhin erträgliche Ladezeiten erreichen. Doch es lies mir keine Ruhe. Ich schilderte per eMail das Problem beim Support. 3 Tage vergingen, bis zur ersten Antwort. OK, es war ein Wochenende dazwischen, aber Netcup hat i.d.R. innerhalb von 20 Minuten, auch Abend oder Sonntags, Reagiert. Die Antwort von Strato-Support war ernüchert: Es muss an den 2nd Level weitergeleitet werden, da der erste Kundenkontakt keine „technischen Möglichkeiten“ zur Prüfung meines Anliegens nicht haben. Der 2nd Level wiederum konnte auch nichts dazu sagen und erstellte ein Ticket für das Rechenzentrum.
Das Rechenzentrum Reagierte – umgehend. Sie schob meinen vServer von einer aktuellen Intel XEON Plattform auf eine AMD Opteron 2347 HE, von der mir satte 379.443 MHz je Core zugewiesen weden; vorher waren es noch 560MHz. Auch hier: Unter Last werden es nicht mehr, es ist so auf der Plattform skaliert. War es vorher zu niederiglastzeiten noch möglich, noch 12 oder 14 Megabyte/sek von der Platte zu lesen, sind es jetzt herausragende 2 MegaByte/s
Aktueller Sysbench von 31.08.14 22:00
Operations performed: 2426 Read, 1617 Write, 5120 Other = 9163 Total
Read 37.906Mb Written 25.266Mb Total transferred 63.172Mb (2.1054Mb/sec)
134.74 Requests/sec executed
Diese Leistung ist kaum noch akzeptabel; der Beigeschmack, das dieses erst im Zuge der Reklamation auf eine noch langsamere Plattform gezogen wurde, ist zudem mehr als bitter. Telefonisch, nach 13 Minuten Wartezeit, war der technische Support von Strato hilflos, was da passiert sei. Er könnte nur eine Rückmeldung auf das Ticket hinterlassen.
Für mich ist dass das Ende meiner Kundenbeziehung bei Strato. War der vServer nach Neubuchung nicht besonders Leistungsstark, was vermutlich bei Strato mittlerweile einfach so kalkuliert und dem Kunden vorgesetzt wird, macht mit das Umziehen von einer recht modernen XEON Plattform auf eine mittlerweile 7 Jahre alte AMD Opteron Plattform, einfach nur Fassungslos.
Dabei will ich nichtmal gezielten bösen willen unterstellen, sondern eine gewisse Gleichgültigkeit dem Kunden gegenüber. Das passt auch in’s Bild, betrachtet man andere Dinge, die Strato so für mich dieses Jahr bereitgehalten hatte.
SEPA Umstellung verbaselt, Server ohne Rückfrage gesperrt:
Es war des 28.2.2014 13:37 als mich von Strato folgende Nachricht erreichte:
wir möchten Sie darüber informieren, dass für Ihren Vertrag unter der Kundennummer 62317062 eine Sperre durchgeführt wurde.
Tatsächlich wurde mein vServer gesperrt. Da ich noch arbeiten war, rief ich gegen 16:30 bei Strato am. Einer sehr unfreundlichen Mitarbeiterin schilderte ich das Problem, woraufhin ich sofort in die Schublade „nicht Zahlender Kunde macht Stress“ gepackt wurde. Für die Mitarbeiterin von Strato war klar: Die SEPA Lastschrift konnte nicht eingelöst werden, der Kunde hab das zu Vertreten und somit sperrte man, noch am – formal – letzten bezahlen Tag vom vorherigen Rechnungslauf meinen vServer. Das war nicht Tragisch, da alles schon bei Netcup lag.
Ich bat sie mir die hinterlegte IBAN vorzulesen; Fakt ist, das sich diese nicht vom meiner Bankverbindung ableiten lies, und ich auch keinerlei Änderungen der Bankverbindung vorgenommen habe. Das legte ich eloquent da, worauf man sich durchringen konnte, der Sache nachzugehen.
Tatsächlich erhielt ich einige Zeit später einen Rückruf von Strato; die gleiche Mitarbeiterin nun sichtlich zerknirscht gab kleinlaut zu, das da wohl „etwas durcheinander“ gekommen sein und man den Server „bald“ wieder Freischalteten. Stunden später ging es, und man dankte nochmal per eMail die „STRATO Experten“ kontaktiert zu haben.
Einmal Gewerbetreibender, nie mehr Privatperson:
Der vServer bei Strato war seit jeher auf mein Gewerbe angemeldet. Mir war klar, das ich damit formal kein Widerrufsrecht habe, da ich kein „Verbraucher“ bin. Das ist dann halt so.
Doch wollte ich ein HiDrive Paket testen; das „WM Spezial“ gefiel mir vom Angebot gut. Nach einer Woche stellte ich fest, keine wirkliche Verwendung dafür habe, und widerrief das Paket. Überrascht war ich, als Strato mir mitteilte, das ich dieses wohl nicht als „Verbraucher“ abgeschlossen, und mir daher kein Widerrufsrecht zusteht.
Nun tun 4,95 Euro mtl. nicht besonders weh; und irgendwofür werde ich dieses Produkt schon verwendet bekommen
Doch das Strato nichts mehr von sich hören lässt, wenn man sagt „bitte legen Sie dar, warum Sie mich in diesem Fall nicht als Verbraucher sehen“, bestätig, was ich von Strato in Sachen Qualität der Produkte und Qualität des Kundenservice halte. Halt; man sendete mir ein Formular, mit dem ich die Verträge auf mich Privat umschreiben lassen kann, damit ich in Zukunft wieder privat Abschliessen kann, und Widerrufsrecht habe Absurd; soll ich von mir auch mich umschreiben ?
Fazit:
NetCup bietet solide Produkte mit verlässlicher Performance, einen hervorragenden Support; bei Backups ist jedoch eine gewisse Eigeninitiative zwingend notwendig. Strato ist aktuell ein paar Euro günstiger, vergleicht man nur die Angaben der Produktbeschreibung. Doch bei vServern zählt, was nachher wirklich zur Verfügung steht; und da bringt eine vollmundige Werbung mit der „HP 3PAR StoreServ Speicherplattform“ nichts, wenn die Performance hinterher nicht stimmt; ob nun einfach zu viele vServer auf dem Host laufen und einfach zu wenig CPU Zeit zur Verfügung stehen, die HP 3PAR“ Plattform doch nicht so viel Leistungsfähiger ist als ein guter RAID50 oder ich einfach nur Pech mit Strato habe, sei mal dahin gestellt.
Für nicht steht fest: So nicht, liebe Strato AG !
Und eines glaube ich euch ganz sicher nicht: Produktupdates ohne Upgrade sind gewiss bei Euch technisch möglich. Ansonsten könntet ihr, getreu dem Sprichwort „schlimmer geht immer“ nach einer Beschwerde meinen vServer nicht auf eine Uraltplattform rüber schieben.
Nachtrag 1.8. 11:15 Uhr: Auch wenn ich ein paar Tage über der Frist bin, einen Lichtblick gibt es bei Strato: Ich konnte Heute die 30 Tage Geld-Zurück Garantie für meinen vServer in Anspruch nehmen